Großbrand in Neckarbischofsheim: Der Wasser-Riegel stoppte die Feuerwalze
Aber für das Holzlager des Sägewerks gab es bei dem Großbrand keine Rettung mehr - Noch keine Hinweise auf die Ursache 16.06.2014, 06:00
Von Günther Keller Neckarbischofsheim. 625 Tage nach dem Großbrand, der mit der Produktionshalle das Herz des Sägewerks getroffen und Sachschaden von rund vier Millionen Euro angerichtet hatte, ist die Holzhandlung Mayer in der Nacht zum Samstag abermals von einer gewaltigen Feuerbrunst heimgesucht worden. Diesmal wurden das Holzlager und die Weiterverarbeitung zerstört, entstand nach ersten Schätzungen ein Sachschaden von etwa zwei Millionen Euro. Über 200 Feuerwehrleute waren im Einsatz und konnten Schlimmeres verhindern: Die Feuerwalze drohte nämlich auf die gerade wiederaufgerichtete Produktionshalle und den Bürotrakt des Familienbetriebs überzugreifen. Mit einem Wasservorhang, einer so genannten Riegelstellung, wurden die Flammen gestoppt. Was den Brand ausgelöst hat, ist bisher völlig unklar.
Kurz nach Mitternacht begannen im Gewerbegebiet Bitzwiesen zwei hochdramatische Stunden: Ein Anwohner hatte Feuerschein zwischen den Regalen im westlichen Teil des Lagers gesehen und Alarm ausgelöst. Aber dann breiteten sich die Flammen auch schon in blitzartiger Geschwindigkeit über die bis zu einer Höhe von fünf Metern gestapelten Bretter aus. Ein Lkw konnte gerade noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone geschafft werden, zwei weitere brannten aus, ebenso mehrere Gabelstapler. Der lodernde Feuerschein erhellte das gesamte Tal und war noch in 20 Kilometer Entfernung zu sehen. Das Flammenmeer entwickelte eine derartige Hitze, dass sich dicke Stahlträger wie Streichhölzer bogen. Das Knallen von berstendem Metall war im ganzen Ort zu hören. Löschwasser, das auf die angrenzende Auwiesenstraße lief, verdampfte auf dem heißen Asphalt zu Nebelschwaden. Zeitweise bestand Gefahr, dass die Hitze sogar Grasflächen jenseits der Straße und damit zum unmittelbar angrenzenden Waldstück entzünden könnte. Die Feuerwehr kam nur unter Mühe und mit schwerem Atemschutz an den Brand, der sich auf eine Fläche von rund 2000 Quadratmeter ausbreitete, heran. Zudem reichte der stark beanspruchte Wasserdruck nicht mehr, musste zusätzliches Wasser aus dem Krebsbach, der das Betriebsgelände durchzieht, gepumpt werden. Die Löschtruppen, die mit 25 Fahrzeugen aus vielen Gemeinden des südlichen Rhein-Neckar-Kreises angerückt waren, konzentrierten sich deshalb darauf, eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern, zumal sich in Steinwurfweite außerdem eine Tankstelle und weitere Wohngebäude befinden. Aus dem nächstgelegenen Büro des Sägewerks waren bereits wichtige Unterlagen in Sicherheit gebracht worden, weil ein Übergreifen der Flammen unmittelbar bevorstand. Den Drehleitern aus Sinsheim und Aglasterhausen kam bei der Rettungsaktion eine Schlüsselrolle zu, denn sie legten einen Wasservorhang vor die gefährdeten Gebäude - die Aktion glückte. Gegen 2 Uhr fiel Einsatzleiter Thomas Ernst, Kommandant der Neckarbischofsheimer Wehr, wohl ein Stein vom Herzen: "Wir haben die Lage unter Kontrolle", gab er bei einer Einsatzbesprechung eine erste Entwarnung.
Die Löschkräfte, die bei ihrem Einsatz bis an ihre Leistungsgrenze gegangen waren, vermeldeten einen Leichtverletzten. Ein Feuerwehrmann musste wegen einer Rauchgasvergiftung vom DRK betreut werden, hat sich aber laut Notarzt Dr. Ralf Dietrich schnell erholt. Weitere Personen kamen nicht zu Schaden.
Zur Morgendämmerung hatte sich die Lage weitgehend entspannt, aber immer noch entdeckten die Feuerwehrleute vereinzelte Glutnester im Trümmerfeld, die gelöscht werden musste. Bis zum späten Samstagnachmittag lag das Gewerbegebiet unter Rauchschwaden.
Hinzu kam ein Umwelt-Alarm für den Krebsbach: Zunächst war Heizöl aus einem durch die Hitze leckgeschlagenen Tank bis in den Bach gedrungen, dann lief verschmutztes Löschwasser nach. Und hinzu kam, dass Duschgel-Flaschen, die die Siegelsbacher Firma Mann & Schröder tonnenweise in einem Trocknungsraum zwischendeponiert hatte, schmolzen und das Shampoo ebenfalls ins Gewässer gelangte. Die Einsatzkräfte legten mehrere Sperren, sicherheitshalber bis nach Bammental. Das am Wochenende von mehreren Medien verbreitete Fischsterben hielt sich allerdings in Grenzen. Es wurden nur wenige tote Fische gesichtet.
Noch am Wochenende erfolgten erste Aufräumarbeiten und wurden einsturzgefährdete Reste des Regallagers eingerissen. Die Polizei begann mit Aufnahmen aus einem Hubschrauber heraus mit der Beweissicherung und startete mit Wärmebildern die Ermittlungen zur Brandursache. Mit schnellen Ergebnissen werde allerdings nicht gerechnet, erklärte ein Polizeisprecher gestern gegenüber der RNZ. (Quelle: RNZ vom 16.06.2014)